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Ausgangslage

Seit rund zwei Jahrzehnten befindet sich das deutsche Früherziehungssystem in einem bemerkenswerten Umbau. Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab Mitte der 1990er Jahre kann hier als Initialzündung betrachtet werden. Mit dem im Jahr 2005 in Kraft getretenen TAG (Tagesbetreuungsausbaugesetz) wurde ein Quasi-Rechtsanspruch auf einen Platz (Kindertageseinrichtung bzw. Kindertagespflegestelle) auch für unter Dreijährige in bestimmten Familienkonstellationen festgeschrieben. Das im Jahr 2008 verabschiedete KiFöG (Kinderförderungsgesetz) erweitert diesen Rechtsanspruch auf alle Kinder im Alter von 1 bis unter 3 Jahren ab dem Jahr 2013.

Allerdings ist die Umsetzung mit vielfältigen offenen Fragen verbunden. Zentral geht es dabei um die pädagogische, bildungsfördernde und familiengerechte Qualität der öffentlich verantworteten Angebote für Kinder und Familien in unterschiedlichen Lebenslagen. Aktuell wie auch in den kommenden Jahren werden neue Weichenstellungen in pädagogisch-praktischer, organisatorischer und fachpolitischer Hinsicht erforderlich.

Hierbei fehlt in Deutschland wie kaum in einem anderen hochentwickelten Land das empirische Grundlagenwissen zum Einfluss der verschiedenen Bildungs- und Betreuungsformen und den moderierenden Faktoren für eine gelingende kindliche Entwicklung und Bildung. Solches Wissen ist aber erforderlich, um Effekte verschiedenster Art für Kinder und Familien abschätzen und Verbesserungen gezielt anregen zu können.

NUBBEK I (Projektzeitraum 2010-2012)

Vor diesem Hintergrund haben sich für die NUBBEK-Studie mehrere Institute und Einzelwissenschaftler die Aufgabe gestellt, im Rahmen einer multizentrischen Studie belastbares empirisches Grundlagen- und Anwendungswissen bereitzustellen, gegebene und sich abzeichnende Verhältnisse und Fragestellungen wissenschaftlich zu durchleuchten und mit diesem empirischen Wissen die Basis für die Gestaltung einer guten frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder und die Unterstützung von Familien in ihrer Erziehungsaufgabe zu erweitern.

Die Untersuchung wurde als eine nationale Studie angelegt und an verschiedenen Standorten in acht Bundesländern durchgeführt. Die Hauptdatenerhebung fand zwischen April 2010 und Februar 2011 statt. Es wurden rund 2000 zwei- und vierjährige Kinder mit ihren Familien einbezogen, davon etwa ein Drittel mit Migrationshintergrund. Zu den Erhebungen gehörten ausführliche Interviews und Kindertests in den Familien, Erhebungen zur pädagogischen Qualität in den außerfamiliären Betreuungsformen der Kinder wie auch Daten zur Versorgung mit Betreuungsangeboten im Lebensraum der Familien.

Fragestellungen der Untersuchung waren unter anderem:

  • Welche Kinder aus welchen Familien besuchen in welchem Alter welche Betreuungsform (z.B. Krippe, Kita, Kindertagespflegestelle)?
  • Durch welche Faktoren bei den Familien wie auch auf Angebotsseite (Einrichtungen, Kindertagespflege, Jugendämter) ist die elterliche Wahlentscheidung motiviert?
  • Wie stellt sich die pädagogische Qualität in den verschiedenen Betreuungsformen (Kindergarten, Krippe, Kindertageseinrichtung mit verschiedenen Altersmischungen, Kindertagespflege, Nur-Familienbetreuung) differenziert nach Rahmenbedingungen, pädagogischen Orientierungen und Werten und nach den konkreten pädagogischen Abläufen und Erfahrungen für die Kinder dar?
  • Welche Beziehungen ergeben sich zwischen dem Bildungs- und Entwicklungsstand der Kinder in verschiedenen Bereichen einerseits und den Qualitätsfaktoren in den Betreuungsformen und in den Familien andererseits?
  • Wie stellen sich die Gegebenheiten und Zusammenhänge speziell für Kinder und Familien mit Migrationshintergrund dar (insbesondere für Kinder mit türkischem und russischem Migrationshintergrund)?